Inhalt der Andacht
Votum
Wir beginnen diese Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Kollektengebet
Guter Gott,
Danke, dass wir zusammenkommen können,
um diese Andacht zu feiern, um dich in Liedern zu loben
und deine Botschaft zu hören.
Schenke uns Offenheit für deine Botschaft, deine Gegenwart und für deine heilsame Nähe.
Wir beten dich an, unser Gott, und wir loben dich.
Amen
Lied: Country roads
Einstieg:
Wie kommst du denn daher? Wie schaust du denn aus?
Wir machen uns Vorstellungen von unseren Mitmenschen. Wie sie aussehen, was sie sagen, wie sie sich geben, das prägt alles unsere Einstellung. Und unser Wissen, wie Menschen so sind, wird immer größer; je mehr Leute man kennenlernt, je vielfältiger sie sind und je mehr ich mich für sie interessiere. Mit der Zeit entwickelt sich ein Menschenbild. Wir können also sagen, was ein Mensch ist. Wir können Menschen für fair, gut, entschlossen etc halten. Im hebräischen wird das Wort „Bild“ unterschiedlich übersetzt. Es kann auch Schatten bedeuten, eine Silhouette sein.
Wir haben hier drei Aussagen über das Menschenbild, die wir euch jetzt vorstellen:
(dazu gibt es jeweils ein großes Bild)
1. Gott
2. Johann Hinrich Wichern
3. Maria Montessori
Was hat Gott für ein Menschenbild?
Das sagt die Bibel:
Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.
Die hebräischen Wörter, die mit einem deutschen Wort „Bild“ wiedergegeben sind, bezeichnen eigentlich das Standbild, die Götterstatue. Standbilder schaut man heute eher zum Zweck der Erinnerung an. Damals sind sie so verstanden worden, dass sie den aktuellen Herrscher tatsächlich vertreten. So wie das Bild eines Gottes oder auch Herrschers den Abgebildeten vertritt, so steht der Mensch als Gottes »Stellvertreter*in« inmitten der Schöpfung. Seine Herrschaft über die Erde und die Tierwelt zielt nicht auf Unterdrückung und Ausbeutung, sondern hat ihr Maß am altorientalischen Idealbild des Herrschers, von dem das Wohl seiner Untertanen abhängt. Wir sollen also zum Wohle aller handeln, als Stellvertretung Gottes.
Der Mensch ist ein Wesen, das eine Beziehung zu Mitmenschen hat und eine zu Gott selbst. Es ist „nach Gottes Bild“ geschaffen, also mit einer besonderen Würde und gleichzeitig Verantwortung geschaffen – weil er eben dem Schöpfer selbst ähnelt.
Das Menschenbild bei Gott bedeutet: Wir sind als Stellvertretung Gottes auf Erden unterwegs, dass ist unser Auftrag.
Zu Johann Hinrich Wichern
Johann Hinrich Wichern war evang. Theologe und Gründer der „Inneren Mission“ in Deutschland. Geboren ist er am 21. April 1808 in Hamburg und verstorben am 7. April 1881 ebenfalls in Hamburg.
Er wollte Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen helfen und Rettungshäuser gründen. 1833 gründete er bei Hamburg so ein Rettungshaus, dass er „Rauhe Haus“ nannte. Ein Freundeskreis unterstützte ihn dabei und so begann er mit zwölf Kindern im Alter von fünf bis achtzehn Jahren.
Das Erziehungsziel Wicherns war freie, christliche Persönlichkeiten zu erziehen, die Frohsinn und christliche Wertvorstellungen zu vereinen wissen und aktive Mitglierder in Staat und Kirche sind.
Im Rauhen Haus sollten bedürftige Kinder durch Unterricht in Lesen und Schreiben und durch Gottesdienst und Gebet sowohl materiell als auch spirituell eine Zukunftsperspektive bekommen. Dabei kam es Wichern darauf an, durch eine familiäre Atmosphäre, ein Klima des Vertrauens zu schaffen. Erziehung beschränkte sich für Wichern nicht nur auf den schulischen Unterricht, wichtig war auch das religiöse Leben, die Arbeitswelt und die familienähnliche Erziehungsgruppe.
Johann Hinrich Wichern sah den Menschen als ein von Gott geschaffenes Geschöpf an. Jedes Kind sei etwas Einzigartiges, so dass ihm eine individuelle Pflege und Behandlung zustehe. Der Mensch habe die Fähigkeit, sich zum „Guten“ zu entscheiden oder aber seine Neigungen zum „Bösen“ auszuleben. Da der Mensch von Wichern als ebendiese freie Persönlichkeit gesehen wurde, wurden die Kinder und Jugendlichen in Freiheit erzogen. Die Erlösung zum „Guten“ kann nach Wichern nur durch den christlichen Glauben geschehen.
Das Menschenbild Wicherns:
Jeder Mensch ist ein von Gott geschaffenes Geschöpf. Darum ist jedes Kind einzigartig. Es muss eine individuelle Pflege und Behandlung bekommen. Eine freie Persönlichkeitsentfaltung soll ermöglicht und es soll in Freiheit erzogen werden.
Zu Maria Montessori
Maria Montessori war Reformpädagogin und die erste Ärztin Italiens (1896). Sie entwickelte den Leitgedanken: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Sie wurde am 31.August 1870 in Chiaravalle bei Ancona in Italien geboren und verstarb mit 81 Jahren am 6. Mai 1952 in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.
Maria Montessori arbeitete nach ihrem Studium in der Abteilung „Kinderpsychiatrie“ der Universitätskinderklinik in Rom. Die Arbeit mit geistig behinderten Kindern beeindruckte sie sehr und so entwickelte sie ihre ersten Lernmaterialien. Durch sie entstand auch das „Freispiel“ und eine Pädagogik, die bis heute weltweit bekannt ist.
1907 vertraute die italienische Regierung Maria Montessori ein Kinderhaus in San Lorenzoan. Das Kinderhaus-Konzept machte Furore wegen der zuvor nicht geahnten Fortschritte, die armen und behinderten Kindern nicht zugetraut worden waren.
Maria Montessori gefiel es nicht, wenn Schüler in ein Konzept gepresst wurden und streng nach den Regeln lernen mussten, die sich kluge Köpfe für den Lehrplan ausgedacht hatten. Nach Montessori trägt jeder Mensch schon einen Plan für die persönliche Entwicklung in sich. Er braucht nur Hilfen zur Selbstentwicklung.
Nach ihrer Pädagogik lernen Schüler*innen selbstbestimmt und nach eigenem Tempo. Sie entscheiden, womit sie sich in der Freiarbeit beschäftigen wollen, der*die Lehrer*in unterstützt sie nur. Klingt nach Laissez faire, ist es aber nicht. Hinter der Montessori-Pädagogik steht eine kluge Kombination aus Freiheit und Anleitung. Nach Montessori sollen sich Schüler*innen frei entfalten und schnell selbständig werden. Montessori erkannte, dass Kinder, die aus eigenem Antrieb arbeiten, besonders gut und konzentriert lernen – und Kindern von gewöhnlichen Schulen voraus sind. Religion hat eine fundamentale Stellung im Denken Montessoris.
Ihr Menschenbild ist bestimmt durch eine hohe Wertschätzung und Achtung vor der Person, durch Selbstbestimmung und durch die Aufgabe der Verantwortungsübernahme für den Kosmos.
Auslegung:
Mit einem guten und positiven Menschenbild kann man viel bewirken, mehr als mit einem negativen. Die Akzeptanz von Freiheit, Individualität und Persönlichkeit kann Türen öffnen und Leute zum Nachdenken und Umdenken bewegen und neues Tun bewirken.
Unsere eigene Vorstellung von den Menschen beeinflusst unser Tun und Handeln. Wir werden selbst zu Vorbildern, Stellvertreter*innen Gottes und werfen unseren Schatten auf andere Menschen.
Lied: Jesus in my house
Fürbitten
Nach jeder Fürbitte sprecht bitte die Worte: Wir bitten dich: Erhöre uns.
Wir wollen beten:
Guter Gott, in der Welt wird oft mehr gehasst als geliebt. Bitte lass uns nicht die Geduld verlieren, immer wieder das Gute im Menschen zu sehen.
Wir bitten dich: Erhöre uns.
Guter Gott, unsere Natur steht vor einem Kollaps. Bitte schenke uns die Ausdauer, noch mehr die Verantwortung für die Natur stellvertretend für dich zu übernehmen.
Wir bitten dich: Erhöre uns.
Guter Gott, in unserer Kirche geht es nicht perfekt zu, auch da menschelt es. Bitte schenke Gelassenheit und Großzügigkeit, um wieder die Menschen zusammen zu bringen.
Wir bitten dich: Erhöre uns.
Guter Gott, schenke uns in der evang. Jugend gute Ideen und Kreativität um unseren Kindern und Jugendlichen ein gutes Vorbild zu sein. Wir bitten dich: Erhöre uns.
Guter Gott, ein Vorbild zu sein ist eine große Herausforderung. Mit den Worten von Maria Montessori beten wir zu dir:
Hilf uns, o Herr, die Geheimnisse des Kindes zu ergründen, dass wir es erkennen, es lieben und ihm dienen können gemäß deinen Gesetzen der Gerechtigkeit und deinem göttlichen Willen folgend. Wir bitten dich: Erhöre uns.
Amen
Segen
Der Gott der Hoffnung aber
Erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben,
dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
So segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen
Lied: Da berühren sich Himmel und Erde
Autorin: Angela Senft – EJ Dekanat Freising
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